Gartengestaltung,  Naturgarten,  Rezension

Rezension – Unser naturnaher Kleingarten

Artenvielfalt und Ernteglück im Schrebergarten

Nein, ich bin jetzt nicht unter die Schrebergärtner gegangen, aber das Thema naturnaher Kleingarten liegt mir doch sehr am Herzen. Viele, die ich kenne, gärtnern bereits sehr naturnah, aber die große Mehrheit ist das noch nicht. Während viele Kleingärtner und Kleingärtnerinnen nie darüber nachgedacht haben, anders als ordentlich aufgeräumte Beete zu bewirtschaften, mit reichlich mineralischem Blaukorn zu düngen oder jede Laus mit einem Insektizid einzusprühen, gibt es auch das komplette Gegenteil. Das sind oft diejenigen, die sich viele Gedanken über Umwelt, Klimaschutz und Artensterben machen. Die erkannt haben, dass man im eigenen Garten sehr viel auf den Weg bringen kann und dass es Freude macht, Vögel, Eidechsen, Insekten und viele andere Lebewesen hautnah zu beobachten, indem man extra Lebensräume für sie anlegt.

Tobias Bode zeigt in dem 2024 im PALA Verlag erschienen Buch, am Beispiel seines eigenen naturnahen Kleingartens, was in einem Schrebergarten trotz des „Bundeskleingartengesetzes“ und der „Gartenordnung“ möglich ist. Eines kann man bereits vorweg nehmen: es ist eine ganze Menge möglich und jeder darf einen Naturgarten einrichten, wenn er sich an bestimmte grundsätzliche Dinge hält. Daher stellt der Autor sehr detailliert die gesetzlichen Regelungen vor und unter welchen Rahmenbedingungen naturnahes Gärtnern möglich ist. Tobias Bode ist zweiter Vorstand des Münchener Kleingartenvereins NW 18, von dem 90 Prozent der Gärten mit der Plakette „Bayern blüht – Naturgarten“ ausgezeichnet worden sind.

Tobias Tipps zur Akzeptanz von naturnahen Kleingärten:

„In einem Kleingarten sind wir in einer Gemeinschaft, in der das harmonische Zusammenleben im Vordergrund stehen sollte. Daher sollten wir unsere naturnahen Kleingärten so gestalten, dass sie auch von Menschen akzeptiert werden, die eine eher klassische Parzellenordnung bevorzugen. Eure Absicht sollte immer klar erkennbar sein…..“

Die Pflicht – der Nutzgarten

Tobias Bode zeigt in diesem Buch ganz klar den Unterschied zwischen einem verwilderten Garten, in dem alles vor sich hin wächst und einem gestalteten naturnahen Garten. Welche Pflanzabstände zu den Nachbarn sind einzuhalten und wie hoch dürfen Bäume und Sträucher überhaupt werden? Was besagt die Drittelregelung im Detail? Auch für mich war es neu, dass ein Drittel der gesamten Gartenfläche nicht nur essbar sein sollte, sondern aus kultivierten Gemüsepflanzen, Kräutern und/oder Obst bestehen sollte. Essbare Wildpflanzen zählen nicht. Im Kapitel „Die Pflicht – der Nutzgarten“ – erfährst du die wichtigsten Grundlagen des Kleingärtnerns.

Ohne fruchtbaren Boden keine Ernte. Der Autor stellt Maßnahmen zur naturnahen Bodenpflege bei Verwendung ausschließlich organischer Düngemittel vor, damit alles gesund und üppig wachsen kann. Denn die Verwendung von mineralischem Kunstdünger ist ein Ausschlusskriterium für Naturgärten. Wie bleibt Gemüse auch ohne chemische Hilfsmittel schädlingsfrei? Auch der nachhaltige Umgang mit der kostbaren Ressource Wasser ist ein wichtiges Thema.

Harte Fakten im Kleingarten

Als gelernter Landschaftsgärtner und Dipl.-Ing. (FH) Freiraumplanung konnte Tobias Bode sein Wissen in diesem eigenen Kleingarten gut umsetzen. Mir gefällt besonders, dass er die entfernten Materialien des ursprünglich sehr geradlinig zubetonierten Gartens alle upcycelt hat. Was man daraus machen kann, zeigt er anhand von detaillierten Schritt-für-Schritt-Anleitungen und Fotos. Immer spielt dabei die naturnahe Gestaltung die Hauptrolle. So veränderte sich der Hauptweg in ein buntes Mosaik aus Klinkern, Beton- und Natursteinplatten; gestapelte Steine ergaben ein Hochbeet und einen Patchwork-Sitzplatz. Einzelne Betonplatten liegen sogar in exakt abgemessener Entfernung des Schrittmaßes in einem begehbaren Sand-Thymian-Beet.

Die Kür – naturnahe Gestaltungselemente

Nachdem bereits ein Drittel im Kleingarten zum naturnahen Nutzgarten umgestaltet ist, könnte man die restlichen zwei Drittel so lassen oder sich Gedanken machen, wie noch mehr Lebensräume für möglichst viele Tiere geschaffen werden können. Das ist kein Muss, also eher die Kür. Dazu gibt der Autor verschiedene Empfehlungen zu insektenfreundlichen Wildblumen und Stauden, die keinesfalls nur nach dem Kriterium „hübsche Blüten“ ausgesucht werden sollten. Oft sind es die Blätter, die besonderen Mehrwert für Insekten bieten. Ein paar der Lieblingspflanzen werden detailliert vorgestellt – getrennt nach sonnigem und schattigem Standort. Anhand der Pflanzpläne und Gestaltungsbeispiele kommen auch unerfahrene Gärtner schnell und einfach zur bunten, summenden Wildblumenvielfalt.

Aber nicht nur Pflanzen – auch Steinhaufen, Sandhaufen, abgeschnittene Sträucher oder Äste können zu Lebensräumen für die Tierwelt werden. Das ist vermutlich der Gestaltungsteil, vor dem die meisten Naturgärtner Bedenken haben, ob das erlaubt ist. Diese „Naturhaufen“, auch Naturmodule genannt, sind schließlich groß und weithin sichtbar. Hier ist wahrscheinlich etwas Aufklärungsarbeit nötig, falls du der einzigste Naturgarten in deiner Anlage bist. Aber es gibt keine gesetzlichen Vorschriften, die solche Lebensräume verbieten. Tobias Bode macht mehrfach Mut dazu, auch wenn es manchmal etwas Zeit braucht, bis sich die erwarteten Tiere einstellen.

Beispielgärten und Tipps von Gärtnereien

Obwohl Tobias Bode im überwiegende Teil des Buchs den eigenen Kleingarten beschreibt, hat er auf je einer Doppelseite Raum für andere Kleingärten gelassen, die er extra zum interviewen und fotografieren besucht hat. Aufgrund seiner Tätigkeit als Autor und Regisseur bei der Gartensendung des Bayerischen Rundfunks „Querbeet“ sind mir daher zwei Projekte bereits aus dem TV bekannt gewesen. Einmal das Anlegen eines Mini-Teichs in der Zinkwanne sowie die naturnahe Anlage und Gestaltung des Teichs im LBV-Biodiversitätsgarten in München. Es wird schnell klar, dass man das Naturgartenelement Teich auch in einer Kleingartenanlage gut umsetzen kann.

Mein Fazit: Ein sehr informatives Buch nicht nur für Kleingarten-Neulinge sondern für alle, die sich Tipps zur einer naturnahen Gartengestaltung wünschen, die im Einklang mit den gesetzlichen Anforderungen stehen.

Blick ins Buch und Kaufempfehlung über book2look*

Tobias Bode ist 2. Vorstand des Kleingartenvereins »NW 18« in München. Der gelernte Landschaftsgärtner und Dipl.-Ing. (FH) Freiraumplanung arbeitet als Autor und Regisseur bei »Querbeet«, der Gartensendung des Bayerischen Rundfunks. Gärtnern geht für Tobias Bode nur naturnah.
Gemeinsam mit seiner Frau Sabine bewirtschaftet er eine von insgesamt 122 Parzellen der Anlage »NW 18«. Über 90 Prozent dieser Kleingärten sind als Naturgarten zertifiziert und dafür bekam die Anlage die Auszeichnung »Gold« im Rahmen der Zertifizierung »Bayern blüht – Naturgarten«. Artenvielfalt, Ressourcenschutz und die Entwicklung des städtischen Grüns sind Kernpunkte der Zertifizierung

Vielen Dank an den pala-Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars.

*Der mit Stern gekennzeichnete Link bietet die Möglichkeit, das Buch über das Einkaufswagen-Symbol zu erwerben (Affiliate-Link)

Alle Buchrezensionen findet ihr im Menüpunkt Leseecke auf meinem Blog.

One Comment

  • Elke Schwarzer

    Hallo Sigrun,
    ich habe es auch gelesen. Das Vorurteil ist bei vielen im Kopf, dass man im Kleingarten nicht naturnah gärtnern darf.
    Gut, dass mal jemand damit aufräumt, gleichzeitig aber auch die Grenzen beschreibt, denn alles geht eben doch nicht, wie die Art und Höhe der Bäume, die man pflanzen darf.
    VG
    Elke

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